Ich sitze im Zug, am Rückweg von der Beyond Storytelling Konferenz in Hamburg. Land- und Ortschaften ziehen vorbei an meinem Fenster, Eindrücke und Erinnerungen ziehen v an meinem inneren Augen vorbei. Was hat sich geändert in den letzten drei Tagen? Hat sich etwas geändert in den letzten Tage? Finde ich hier und jetzt schon Antworten auf diese Fragen?

Viele Fragen standen auch in Hamburg auf dem Programm. Große Frage wie zB „Wie können wir die großen Geschichten unserer Zeit neu erzählen?“ oder auch kleine Fragen wie zB „Wo ist die Party?“ Moment, wer sagt denn, dass die eine Frage größer ist als die andere!? Ich fühle mich zurück versetzt an den ersten Abend der Konferenz, als diese beiden Fragen im Raum standen und wir verzweifelt versuchten, Sinn dahinter zu finden. Hätte uns eine Pause in diesem Moment geholfen?

Nach dem Workshop von Chené Swart bin ich überzeugt davo: ja, es hätte eine Pause gebraucht! Was für eine großartige Lernerfahrung. In unmittelbarer Nähe bekam ein Moment für mich Bedeutung. Wie im Modell von Chene theoretisch aufgezeigt: When the king of meaning meets the queen of moment. Dazwischen – die Pause – die Stille – das Innehalten – das bewusste Trennen von von der Bdeutung vom Moment. Wegweisend!

Mindestens genauso wegweisend für mich die Begegnung mit Joe Lambert. Storytelling from insideout – dieser Gedanke trifft meine Überzeugung. Lasst uns mehr sinnvolle, aber zwecklose Zeit verbringen. Was Joe damit meint: wir ermutigen Menschen ihre Geschichte, ihren Moment zu erzählen, einfach weil es zu tiefst meschlich ist, Geschichten zu erzählen. Die Geschichten kommen aus uns heraus, wenn die Zeit dafür reif ist. Diese Geschichten haben keinen Adressaten, sie verfolgen keinen Zweck. Und dennoch fühlt es sich absolut sinnvoll an, sie zu teilen. Bewegend!

Bewegend und Berühren – das ist die Idee hinter Creatuals. Eine wunderbare Wortkreation von Meike Ziegler. Ko-kreativ Rituale gestalten, tiefgreifen und bedeutungsvoll. Das durfte ich am eigenen Leib erfahren und zukünftig vielleicht auch die Kinder nach einer Chemotherapie im Krankenhaus. Dann nämlich, wenn unser Creatual real wird: ein lauter, tiefer Gong versetzt das ganze Karnakenhaus in Schwingung. Einmal mehr verlässt ein Kind gesund die Station 2. Doch bevor die lange Zeit endet, einfach so, schlägt der kleine Mensch den großen Gong in der Eingangshalle. Gonngggggg! Belebend!

Lebendig und lustig war’s auch mit Christian Riedel. Wie Kinder durften wir Sherlock Holmes spielen und auf ko-kreative Art und Weise eine Kriminalgeschichte erfinden, die im Jahr 2100 spielt. Es entstanden echte Tatorte, mit Spuren und Hinweisen und die schlussendlich einer eindeutigen Geschichte:

Ein Cyborg beginn Selbstmord, nachdem er erfahren hatte, dass sein Erschaffer eine Frau namens Sarah, Präsidentin der USA, heiraten wird und er diesen Verlustschmerz nicht ertragen konnte. Der ursprünglicher Plan war allerdings, dass der Cyborg Sarah ermordet. Sie erfuhr allerdings davon, tauschte kurzerhand mit einer Gedächtnis-Tausch-Maschine die Gedächtnisse von ihrem Mann und dem Cyborg, sodass schlussendlich er das Zeitliche segnete. Warum sie das getan hat? Ist doch klar! Ihr zukünftuger Mann war in illegale Machenschaften verstrikt, die ihr als Präsidentin der USA schaden hätten können

Es gäbe noch mehr zu erzählen. Im Lautsprecher des Zugs ertönt in diesem Moment krächzend eine Stimme: „In Kürze erreichen wir Bregenz Hauptbahnhof!“ Das Bild im Zugfenster bleibt stehen, die Bilder vor meinem inneren Auge reisen weiter. Beyond words.